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#PressefreiheitIstDeineFreiheit, Aktionstag, Pressefreiheit, Medienkompetenz

Pressefreiheit (er)leben, Medienkompetenz stärken: Aktionstag begeistert 180 Jugendliche

Pressefreiheitskampagne Print & Digital

#PressefreiheitIstDeineFreiheit: Interaktiver Aktionstag in der „Stasi-Zentrale. Campus für Demokratie“ sensibilisiert 180 Schülerinnen und Schüler für die Bedeutung freier Medien | Podiumsdiskussion mit Düzen Tekkal, Alexandra Titze, Carlotta Richter und Monawer Ziarmal | Sechs Workshops fördern kritisches Denken und Medienkompetenz

Fotos: Robert-Havemann-Gesellschaft/Rolf Walter

Foto: Robert-Havemann-Gesellschaft/Rolf Walter

Düzen Tekkal (Foto: Robert-Havemann-Gesellschaft/Rolf Walter)

Von links: Carlotta Richter, Düzen Tekkal, Monawer Ziarmal und Alexandra Titze (Foto: Robert-Havemann-Gesellschaft/Rolf Walter)

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Was bedeutet Pressefreiheit in einer Welt, in der Informationen in Sekundenschnelle verbreitet werden, Desinformation gezielt eingesetzt wird und künstliche Intelligenz zunehmend Einfluss auf unsere Meinungsbildung nimmt? Am 29. April hatten 180 Schülerinnen und Schüler auf Einladung des MVFP und 13 Partnern in der „Stasi-Zentrale. Campus für Demokratie“ die Gelegenheit, diesen Fragen auf den Grund zu gehen und in die Themen die Themen Pressefreiheit, Desinformation und Medienkompetenz einzutauchen. 

Zum Auftakt diskutierten Düzen Tekkal, Kriegsberichterstatterin und Menschenrechtlerin, Alexandra Titze, Vizepräsidentin des Bundesarchivs und Leitung des Stasi-Unterlagen-Archivs, und Monawer Ziarmal, Exil-Journalist aus Afghanistan und Mitarbeiter bei Reporter ohne Grenzen, was Pressefreiheit für jeden Einzelnen bedeutet, und thematisierten persönliche Erfahrungen mit Desinformation und Einschränkungen der Pressefreiheit. Moderiert wurde das Gespräch von Carlotta Richter, Journalistin für Social Media & Politik und Host von @funke.news in der FUNKE-Zentralredaktion.

Düzen Tekkal schilderte eindringlich, warum sie sich für einen Beruf entschieden hat, der sie immer wieder an die Grenzen von Sicherheit und Belastbarkeit führt. Journalistin zu werden sei ihr Traumberuf gewesen - trotz oder gerade wegen der „völlig reizüberfluteten Gesellschaft“, in der wir heute leben. Als Kriegsberichterstatterin war sie unter anderem im Irak, in Syrien und Kurdistan. Die gefährlichste Reise ihres Lebens habe sie tief geprägt - ein wahres Wechselbad der Gefühle. Besonders denkwürdig sei für sie der Moment gewesen, als der Journalistenkollege Jamey Foley enthauptet wurde. Dennoch, so betonte sie, gehe sie immer wieder in Konfliktgebiete. „Denn was ist größer und wichtiger als meine Angst?“, fragte Tekkal in die Runde - und lieferte die Antwort gleich mit: Es brauche einen „Fixstern“, an dem man sich orientieren könne. Nur so lasse sich der Mut aufbringen, nicht aus Angst zu verstummen. Gegenüber den Jugendlichen machte sie deutlich, dass es nicht nur im physischen Raum gefährlich sein kann, seine Stimme zu erheben. Auch im digitalen Raum sei die Bedrohung real: „Ich erlebe jede Woche einen Shitstorm. Es gibt nichts, als was ich noch nicht beschimpft wurde“, sagte sie offen. Die Dehumanisierung in den sozialen Medien sei ein ernstzunehmendes Problem. Umso wichtiger sei es, Haltung zu zeigen – auch dann, wenn die Reaktionen und Folgen unkontrollierbar erscheinen. Viele Themen, so Tekkal, landeten inzwischen im „Giftschrank“, weil Verantwortliche Angst vor dem öffentlichen Aufschrei hätten. „Freiheit beginnt im Kopf“, erklärte sie – und rief dazu auf, sich nicht einschüchtern zu lassen. Wahrhaftigkeit, Faktentreue und Transparenz seien essenziell für einen Journalismus, der seine Verantwortung ernst nehme. „Nur weil ein Shitstorm drohen könnte, dürfen wir Dinge nicht bleiben lassen“, so Tekkal abschließend. „Wir müssen genau hinhören – und dürfen das Denken nicht anderen überlassen.“

Monawer Ziarmal, Exil-Journalist aus Afghanistan und Mitarbeiter bei Reporter ohne Grenzen, gab den Schülerinnen und Schülern einen eindrucksvollen Einblick in die prekäre Lage der Pressefreiheit in seinem Heimatland. Seit der Machtübernahme der Taliban habe sich die Situation drastisch verschärft: „Mehr als die Hälfte der Journalistinnen und Journalisten hat aufgehört zu arbeiten“, erklärte Ziarmal. Für viele sei die journalistische Tätigkeit schlicht zu gefährlich geworden.

Wer heute noch in Afghanistan berichte, tue dies oft unter extremem Risiko – und häufig anonym. Vor allem für Journalistinnen sei das Arbeiten unter Klarnamen nahezu unmöglich geworden. „Anonymität ist für viele die einzige Möglichkeit, überhaupt noch journalistisch tätig zu sein“, so Ziarmal. Er betonte, wie wichtig es sei, sich trotz der Risiken eine eigene Meinung zu bilden und diese auch zu äußern – allerdings mit Verantwortung: Man müsse seine Aussagen belegen, mit Quellen untermauern und bereit sein, dafür einzustehen. Reporter ohne Grenzen versuche zunächst, Medienschaffende vor Ort zu unterstützen – damit sie weiterhin im Land arbeiten können. Wenn das aber nicht mehr möglich sei, müsse man Wege finden, diese Menschen anderweitig zu schützen oder in Sicherheit zu bringen. Ziarmal machte deutlich: „Unser Ziel ist es, den Journalismus dort am Leben zu erhalten, wo er am meisten bedroht ist.“

Wie fragil Freiheit sein kann, machte Alexandra Titze, Vizepräsidentin des Bundesarchivs und Leiterin des Stasi-Unterlagen-Archivs, deutlich. Pressefreiheit und Meinungsvielfalt seien in der DDR nur „Makulatur“ gewesen. Titze erinnerte daran, dass selbst harmlose kritische Bemerkungen oder Witze in der DDR dramatische Folgen haben konnten. Die Mechanismen von Diktaturen und Repression seien immer die gleichen, betonte sie. In ihrer Jugend sei ein Freund nach einem einzigen falschen Satz im Jugendclub verhaftet und nach Bautzen ins Gefängnis gebracht worden - eine Haftanstalt, aus der fast niemand ohne gesundheitliche Folgeschäden herauskam. „Von diesem Ort aus - der ehemaligen Stasi-Zentrale, heute Campus für Demokratie - wurde alles gegen die Freiheit gesteuert“, erklärte Titze. Dies betraf nicht nur die Unterdrückung der Meinungsfreiheit. Auch Propaganda und Desinformation dienten als Mittel, um die öffentliche Meinung zu beeinflussen. Mit gezielten Kampagnen habe man versucht, die Stimmung im eigenen Land zu steuern und gegen den Einfluss der freien Presse in der Bundesrepublik in der DDR anzuwirken. Die historische Erfahrung zeige, wie wichtig es sei, demokratische Errungenschaft aktiv zu schützen. „Wir können den Wert der Pressefreiheit gar nicht hoch genug einschätzen“, so Titze. Es brauche eine Gesellschaft, die für die Werte der Demokratie einsteht und sie verteidigt.

Interaktive Workshops fördern kritisches Denken und Medienkompetenz
Anschließend vertieften die Jugendlichen ihr Wissen in sechs themenspezifischen Workshops. Unter der Leitung von Clara Hümmer und Alma Jung von der Jugendpresse Deutschland lernten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer, wie Falschinformationen entstehen und wie sie erkannt werden können.​ Monawer Ziarmal und das Team von Reporter ohne Grenzen vermittelten eindrucksvoll, wie Journalistinnen und Journalisten in Ländern wie dem Iran, Russland oder Afghanistan unterdrückt werden und warum freie Medien essenziell für Demokratie und Menschenrechte sind.​ Der DDR-Oppositionelle Tim Eisenlohr und die Robert-Havemann-Gesellschaft thematisierten die Motivation und Risiken von Oppositionellen in der DDR und zogen Parallelen zu heutigen autoritär regierten Ländern.​ Andreas Schiller und das Bildungsteam des Stasi-Unterlagen-Archivs führten die Teilnehmenden mit interaktiven Aufgaben über das Gelände des ehemaligen Ministeriums für Staatssicherheit der DDR und gaben Einblicke in einst geheime Stasi-Akten.​ Carlotta Richter und die Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit diskutierten mit den Jugendlichen über die Herausforderungen von Desinformation auf Plattformen wie TikTok und Instagram und erarbeiteten gemeinsam Social-Media-Content.​ Die ProSiebenSat.1-Journalistin und CvD Barbara Scherle zeigte gemeinsam mit Franziska Görner von Journalismus macht Schule und Charlotte Lohmann von der Amadeu Antonio Stiftung auf, wie Desinformation Meinungen beeinflusst und gesellschaftliche Spaltungen vertieft.​

Zum Abschluss diskutierten die Jugendlichen ihre Workshop-Ergebnisse und reflektierten, was Pressefreiheit für sie persönlich bedeutet.​

„Gerade in Zeiten von Kriegen, Krisen und gezielter Desinformation ist freier und unabhängiger Journalismus unverzichtbar. Mit unserem Aktionstag unterstreichen wir gemeinsam mit unseren Partnern die zentrale Rolle der Pressefreiheit für unsere Demokratie“, betonte Carmen Platonina, Senior Managerin Kommunikation im MVFP. „Pressefreiheit ist ein Grundpfeiler unserer freiheitlich-demokratischen Grundordnung – sie zu schützen ist eine Aufgabe, die uns alle betrifft.“​

Die Veranstaltung war mit 180 Teilnehmerinnen und Teilnehmern ausgebucht. Der Aktionstag ist Teil der Pressefreiheitskampagne des MVFP, die in diesem Jahr ihr zehntes Jubiläum begeht und mit neuen Motiven den europäischen Gedanken und die gemeinsame Stimme der Branche in den Mittelpunkt rückt. Düzen Tekkal und der Content Creator Tim Hendrik Walter, besser bekannt als „Herr Anwalt“, unterstreichen als Testimonials, das Pressefreiheit keine abstrakte Idee, sondern eine persönliche Haltung ist.

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