Mehr Freiheit, mehr Motivation: Rückhalt für Präsenzpflicht sinkt
Fünf Jahre nach dem pandemiebedingten Umstieg auf mobile Arbeit zeigt die neueste Erhebungswelle 2025 der Konstanzer Homeoffice-Studie, dass der Wunsch nach Homeoffice bei Beschäftigten ungebrochen hoch ist. Im Durchschnitt möchten Arbeitnehmer 2,77 Tage pro Woche mobil arbeiten. Besonders beliebt ist dabei das hybride Modell: Drei Viertel der Befragten bevorzugen eine Kombination aus Präsenz und mobilem Arbeiten.
Der viel diskutierte Trend zur Rückkehr ins Büro spiegelt sich in den Zahlen allerdings nicht wider. Nur 19 Prozent der Befragten berichten, dass ihr Unternehmen zuletzt wieder verstärkt auf Präsenz gesetzt hat – das sind sogar drei Prozent weniger als im Vorjahr. Vollständige Präsenzpflicht an fünf Tagen ist aktuell nur in 8 Prozent der Unternehmen Realität.
Hybrides Arbeiten als Erfolgsfaktor für Arbeitgeberattraktivität
Homeoffice ist der Studie zufolge längst kein Bonus mehr – sondern ein zentraler Erwartungsfaktor potenzieller Mitarbeitender. 71 Prozent der Befragten geben an, dass die Möglichkeit zum Homeoffice bei der Jobsuche ein entscheidendes Kriterium darstellt. Unternehmen, die darauf verzichten, laufen Gefahr, Fachkräfte zu verlieren oder gar nicht erst zu gewinnen.
Gleichzeitig zeigen die Studienergebnisse, dass eine strikte Präsenzpflicht keineswegs mit Produktivitätsgewinnen einhergeht. Beschäftigte aus Unternehmen mit flexiblen Modellen berichten 2025 von einer um durchschnittlich 5 Prozent höheren Produktivität – bei gleichzeitig geringerer emotionaler Erschöpfung. Der Zusammenhang ist deutlich: Flexibilität fördert Motivation und Wohlbefinden.
Skepsis der Führungskräfte sinkt
Bemerkenswert aus Sicht der Studienautoren ist zudem die Tatsache, dass die Skepsis auf Führungsebene gegenüber mobilen Arbeitsformen abnimmt. Nur noch 24 Prozent befürchten Kommunikationsprobleme durch mobiles Arbeiten – halb so viele wie noch im Vorjahr. „Die Führungskultur in Deutschland verändert sich sichtbar und die Skepsis gegenüber mobilem Arbeiten sinkt“, so Florian Kunze, Leiter der Studie und Professor für Organizational Behavior an der Universität Konstanz. Kunze. „Hybride Arbeitsmodelle werden professioneller gestaltet und zunehmend akzeptiert.“
In diesem Kontext betont das ifaa – Institut für angewandte Arbeitswissenschaft e. V. in einem aktuellen Statement, dass es beim Thema Homeoffice keine pauschalen Lösungen geben könne. Vielmehr seien unternehmensspezifische Modelle gefragt, die sowohl betriebliche Anforderungen als auch Bedürfnisse der Beschäftigten ernst nehmen. „Es gilt Spielregeln zu schaffen, Vor- und Nachteile abzuwägen und somit erst nach eingehender Analyse der betriebsindividuellen Situation und Anforderungen zu entscheiden“, so Veit Hartmann, wissenschaftlicher Mitarbeiter am ifaa. „Er ergänzt: „Hier helfen Kennzahlen anstelle von Gefühl, die Kriterien wie Arbeitgeberattraktivität, Produktivität und Wettbewerbsfähigkeit betrachten.“
Weitere Informationen zu den Ergebnissen der Konstanzer Homeoffice-Studie findet man hier. Den Ergebnisreport der neuesten Erhebung vom April 2025 gibt’s hier als PDF-Download. Die Stellungnahme des ifaa ist hier nachzulesen.
Quellen: Universität Konstanz // ifaa – Institut für angewandte Arbeitswissenschaft e. V.