Journalismus im Stresstest
Wirtschaftlicher Druck bleibt größte Herausforderung im Journalismus
An der Spitze der Herausforderungen im Journalismus steht der Umfrage der dpa-Tochter zufolge der wirtschaftliche Druck: 65 Prozent der Befragten nennen sinkende Einnahmen, rückläufige Auflagenzahlen und fehlende alternative Geschäftsmodelle als aktuell größte Herausforderung für den Journalismus. Auch der Spagat zwischen Qualität und Geschwindigkeit (61 Prozent) – also der Balance zwischen schnellen News und einer gründlichen Recherche – sowie der Bedeutungsverlust traditioneller Medien durch veränderte Mediennutzung (60 Prozent) werden als zentrale Probleme benannt. Über die Hälfte der Befragten sieht zudem den gestiegenen Zeit- und Arbeitsdruck durch Fusionen, Personalabbau und höhere Anforderungen als drängendes Problem.
Medien kämpfen mit Desinformation und schwindendem Vertrauen
Neben wirtschaftlichen und strukturellen Faktoren wiegen auch gesellschaftliche Entwicklungen schwer. Fast die Hälfte der Befragten (49 Prozent) sieht die Zunahme an Desinformation als Gefahr. Auch der Vertrauensverlust in Medien (44 Prozent) sowie politischer und gesellschaftlicher Druck – etwa durch Polarisierung, Einflussnahme oder direkte Angriffe auf Medien – werden von 43 Prozent der Medienschaffenden als gravierende Probleme genannt.
Während 41 Prozent den Einzug von Künstlicher Intelligenz als Herausforderung einstufen, sehen 38 Prozent in der Konkurrenz durch Social Media und Messenger-Dienste eine Bedrohung für den klassischen Journalismus. Ein knappes Drittel (28 Prozent) der Befragten beklagt die Zunahme an multimedialen und crossmedialen Anforderungen in ihrer redaktionellen Arbeit und ein weiteres Fünftel (21 Prozent) sieht den Mangel an Nachwuchs- und Fachkräften als eine der größten Herausforderungen im heutigen Journalismus.
Arbeitsdruck, Multitasking und psychische Belastung
Auch auf der persönlichen Ebene spiegelt sich die angespannte Lage wider. Die Überflutung mit irrelevanten PR-Mails oder und Themenvorschlägen belastet die Medienschaffenden persönlich in ihrem redaktionellen Alltag am stärksten. Ebenso viele (56 Prozent) kämpfen mit einem generellen Zeitmangel für tiefgehende Recherche. Jeden zweiten Befragten macht der hohe Arbeitsdruck durch Multitasking und knappe Personalressourcen zu schaffen. Die zunehmende technische Komplexität und der stetig wachsende Bedarf an digitalen Kompetenzen werden von 35 Prozent der Befragten als Belastung wahrgenommen.
Ein Fünftel der Medienschaffenden empfindet außerdem den zunehmenden Erwartungsdruck, sich selbst als Markenbotschafter zu präsentieren – etwa durch gezielte Eigenvermarktung über Social Media – als belastend. Für 15 Prozent spielt auch die psychische Belastung durch äußeren Druck und Hatespeech eine Rolle. 14 Prozent geben an, dass fehlende oder unzureichende Weiterbildungsmöglichkeiten ihre Arbeit erschweren.
Diese Ergebnisse sind der vierte Teil einer mehrteiligen Auswertungsreihe des Medien-Trendmonitors 2025 von news aktuell, der hier zum PDF-Download zur Verfügung steht. Weitere Informationen und eine Einordnung der Ergebnisse findet man hier.
