Der MVFP Südwest zu Gast beim BurdaVerlag
„Es geht bei den Unternehmensbesuchen des MVFP Südwest immer darum, dass die Teilnehmenden eine Anregung, eine Idee für sich mitnehmen – und diese dann auf das eigene Unternehmen herunterbrechen“, erklärte Detlef Koenig, Vorsitzender der Landesvertretung Südwest im Medienverband der freien Presse (MVFP) zu Beginn des Unternehmensbesuchs beim BurdaVerlag in Offenburg. Zum Auftakt der Veranstaltung hatten die Gastgeber in die Fessenbacher Weinberge geladen. Dort befindet sich auf dem Gelände des Burda-Weinbergs neben der Franzenstube, in der die Gäste zum gemeinsamen Abendessen einkehrten, seit vergangenem Jahr auch die Kapelle St. Peter, die Verleger Hubert Burda als Ausdruck seiner Verbundenheit zu Offenburg und zu seiner Heimat Baden errichten ließ. Nach einer Besichtigung der neuen Kapelle, die erst im Juli der Öffentlichkeit vorgestellt worden war, kamen die knapp 30 Gäste des Abend-Events in den Genuss eines regionalen Menüs mit badischen Weinen. Dieser Auftakt bot ideale Möglichkeiten zum Kennenlernen und Austauschen, bevor man sich am nächsten Morgen zu einem „Power-Tag“, wie Detlef Koenig es formulierte, in der 15. Etage des Hubert Burda Media Towers auf dem Gelände des Burda-Medienparks wiedertraf.
Diversifikation und Kundenzentrierung als Erfolgskonzepte
Offenburg gilt mit jährlich fast 2.800 Sonnenstunden als sonnigste Stadt Deutschlands – doch zum Unternehmensbesuch des MVFP Südwest machte das Wetter eine Ausnahme. Die Aussicht aus dem 15. Stock des Burda-Towers blieb wolkenverhangen, Vogesen und Schwarzwald versteckten sich im Dunst. Dafür rückte das abwechslungsreiche Vortragsprogramm aus dem Hause Burda umso stärker in den Fokus der knapp 30 Gäste.
Zur Einführung zeigte Elisabeth Varn, Co-CEO des BurdaVerlags, auf, warum das mit 160 Print- und Digitalmarken sehr breit aufgestellte Portfolio des Verlags („Von Kids bis Couture“) einerseits einen strategischen Vorteil darstellt, die Produkt- und Angebotsvielfalt auf der anderen Seite aber auch besondere Herausforderungen mit sich bringt.
Inwiefern Customer Centrictiy eine entscheidende Rolle bei diesem Erfolgskonzept spielt, erläuterte Sven Dams, CPO BurdaVerlag, in seinem Vortrag. Bei Burda werden verschiedenste Analyse- und Testverfahren eingesetzt, um die Bedürfnisse und Wünsche der Zielgruppen besser kennenzulernen und auf dieser Grundlage Produkte zu optimieren und Erlösströme zu managen. Denn „wir glauben zutiefst daran“, so Sven Dams, „dass ein perfekt gemachtes journalistisches Produkt einen entschiedenden Wettbewerbsvorteil darstellt und damit länger in die Zukunft trägt“. Copypreis-Tests und Themen-Tests sind zwei der verwendeten Methoden, die dem Verlag Aufschluss über seine Zielgruppen geben. Anhand von Beispielen zeigte Sven Dams anschaulich auf, wie der BurdaVerlag mit strategischer Preisforschung und nachhaltiger Preispolitik seine Erlöse aktiv managt und wie in den Redaktionen an der Formulierung von Cover-Themen gefeilt wird, um die Kundenbedürfnisse besser zu erfüllen.
Einblicke in traditionelle Zeitschriftenmarken und Digital-Communities
Mit diesem Einblick in die Redaktionsarbeit war der ideale Übergang zum Vortrag von Kai Winckler geschaffen. Als Chefredakteur Women & Entertainment ist er für 50 Zeitschriftentitel verantwortlich und erstellt mit seinem rund 100-köpfigen Team in den Segmenten Yellow, Women und Rätsel rund 50.000 Redaktionsseiten pro Jahr. Dabei werde, so Kai Winckler, in der Arbeitsweise sehr modern und digital vorgegangen, doch die Produkte selbst – zum Beispiel „Freizeit Revue“ und „neuewoche“ – sind eher traditionell aufgestellt. Und für das gesamte Portfolio gelte ebenso wie für die Wertschöpfung: „Eine gute Geschichte ist der Anfang von allem.“ Das funktioniere allerdings nur, wenn die „gute Geschichte“ nicht nur einmal verkauft werde. Daher hat der Bereich Women & Entertainment ein ausgeklügeltes System der Mehrfachnutzung seines Contents aufgestellt, bei dem zunächst Exklusivgeschichten für die Premium-Titel erstellt werden, die anschließend in den anderen Titeln systematisch weitererzählt werden. Dabei werde stets auf die spezifischen Anforderungen der einzelnen Titel und die individuellen Bedarfe der Zielgruppen geachtet. „Wir sind also Redaktionsfabrik und Manufaktur in einem,“ so Kai Winckler.
Einblicke in eine rein digitale Produktwelt gab es im Vortrag von Dennis Börschig, der als Director Digital Food im BurdaVerlag unter anderem die Digitalmarken „Einfach Backen“, „Einfach Kochen“ und „eatbetter“ verantwortet. Unter dem Motto „Einfach.Lecker.Erfolgreich“ entwickelte sich die digitale Food-Welt des BurdaVerlags mit einfachbacken.de seit dem Start im Jahr 2019 schnell zum Nummer 1 Backportal in Deutschland. Die große Community holt sich dabei ihre Backinspirationen online, auf Instagram und auf YouTube und pflegt auf diesen Kanälen den Austausch.
Volontärsausbildung, E-Commerce und B2B-Angebote
Nikolaus von der Decken, Leiter der Burda Journalistenschule, sprach in seinem Impuls über die Volontärsausbildung im Hause Burda, deren Anspruch darin besteht, den „Journalismus von morgen“ zu vermitteln. Neben dem multimedialen Handwerk werden im Rahmen der zweijährigen Ausbildung am Standort Offenburg auch Entwicklungskompetenz und die Grundzüge des unternehmerischen Journalismus vermittelt, so dass die Absolventinnen und Absolventen anschließend in der Lage sind, „in jeder Redaktion erfolgreich zu arbeiten.“ Auch auf die langjährige Zusammenarbeit mit dem MVFP Südwest beim Volontärskurs Print/Online Publishing ging er ein. Seit 2019 wirkt die Burda Journalistenschule als Ausbildungspartner bei diesem Angebot für die Mitgliedsverlage mit – und es gibt Jahr für Jahr sehr gutes Feedback von den Kurs-Teilnehmenden. Auch im nächsten Jahr wird diese Kooperation fortgeführt – die Termine für 2026 werden demnächst bekanntgegeben.
Darüber, wie sich Hobbygärtnerinnen und -Gärtner im „Mein schöner Garten Shop“ Gartenexpertise auf Bestellung aneignen können, berichtete Astrid Sutter, die als Head of E-Commerce für diesen Shop zuständig ist. Vielfalt bedeutet beim BurdaVerlag eben nicht nur journalistische Vielfalt, sondern erstreckt sich auch auf sinnvolle Zusatzangebote zu vorhandenen Printmarken – Stichwort Kundenbedürfnis, Der Onlineshop für Pflanzen und Pflanzenzubehör aus der Markenwelt von „Mein schöner Garten“ ist ein gutes Beispiel dafür. Mit diesem Angebot hat sich das Medienhaus vor allem durch fachliche Expertise und hohe Qualitätsstandards – sowohl bei den Pflanzen selbst als auch bei der Versandverpackung – einen guten Namen in der Garten-Community gemacht.
Dass der BurdaVerlag auch im Health-Segment überaus erfolgreich ist, zeigte Dorothe Kiefer, Brand Director Health, in ihrem Vortrag auf. Sie erklärte, wie es im Jahr 2019 durch den Zusammenschluss mit der Apothekergenossenschaft Noweda zum „Zukunftspakt Apotheke“ kam, dem inzwischen über 7.500 Apotheken in Deutschland angehören. Und sie berichtete, wie diese Initiative durch gezielte Expansion mittelfristig immer mehr zum „Zukunftspakt Gesundheit“ wächst.
Was Burdas KI-Plattform „AISSIST“ alles kann
Der Abschlussvortrag galt der jüngsten „Novität“ aus dem BurdaVerlag – der eigenen KI-Plattform AISSIST, an der seit 2023 gearbeitet wurde und die seit diesem Sommer als lizensierbare Softwarelösung auch von anderen Unternehmen genutzt werden kann. Rebecca Gottwald, COO des BurdaVerlags, und Thorsten Hoppler, Head of Operations, zeigten anhand zahlreicher Beispiele auf, wie die Plattform nicht nur dem BurdaVerlag selbst, sondern auch weiteren Unternehmen aus dem Burda-Konzern wertvolle Unterstützung bei zahlreichen Aufgaben im Arbeitsalltag bietet. AISSIST integriert dabei Dienste von Anbietern wie OpenAI, Anthropic, DeepL oder Black Forest Labs, wodurch mehrere Funktionalitäten auf einer Plattform kombiniert werden können. Über 2.500 Nutzerinnen und Nutzer arbeiten inzwischen damit – etwa zur Formulierung, Korrektur und Adaption von Texten, zum Übersetzen oder Zusammenfassen von Dokumenten, zur Transkription von Tonaufnahmen oder zur Bildgenerierung. Die Funktionen, die AISSIST bietet, gehen aber noch viel weiter. Dank cleverer Prompt-Templates, auf die alle Nutzenden zugreifen können, erledigt AISSIST beispielsweise inzwischen auch das Formulieren von Horoskopen für die Redaktionen oder unterstützt durch Funktionen wie Document Chat bei den Reisekostenrichtlinien.
Badische Herzlichkeit trifft auf Unternehmergeist
Zum Abschluss des Unternehmensbesuchs stand ein Besuch des Burda-Druckzentrums in Offenburg auf dem Programm. Geschäftsführer Heiko Engelhardt und seine Kollegen erklärten den Gästen bei einer rund einstündigen Besichtigung des Druckwerks, wie auf den drei Druckmaschinen im Tiefdruckverfahren höchste Auflagen mit unterschiedlichsten Formaten wirtschaftlich und nachhaltig produziert werden.
Das, was Philipp Welte, CEO von Burda Media und MVFP-Vorstandsvorsitzender, am Vorabend als prägende Eigenschaften von Verleger Hubert Burda beschrieb – eine unglaubliche Herzlichkeit gepaart mit großer visionärer Kraft – war auch beim Unternehmensbesuch deutlich zu spüren: in der Offenheit, mit der das Burda-Team seine Strategien, Learnings und Ideen mit den MVFP-Gästen teilte. Und in der Art, wie verlegerische Tradition, journalistische Exzellenz und innovatives Denken im Offenburger Medienhaus konsequent gelebt werden.
Weitere Fotos von der Veranstaltung finden Sie hier.
Unser Tipp:
Im März 2026 geht das beliebte Format der Unternehmensbesuche des MVFP Südwest in die nächste Runde. Am 04.03.2026 steht ein Besuch der Motor Presse Stuttgart an. Weitere Informationen und die Anmeldemöglichkeit finden Sie hier.




