Transnationale Aufgaben gemeinsam angehen
MVFP impuls | Frau Heimgartner, Ringier ist seit Anfang 2022 als Schweizer Verlag Mitglied in einem deutschen Verband. Wieso ist Ihnen das wichtig?
Ladina Heimgartner | Die Medienbranche steht vor den gleichen Herausforderungen. Bei den drängendsten Themen wie der digitalen Transformation, den Chancen und Risiken der künstlichen Intelligenz bis hin zu regulatorischen Veränderungen wird der länderübergreifende Austausch zwischen Medienhäusern immer wichtiger. Der MVFP bietet hierfür als starker und bestens vernetzter Verlegerverband eine wertvolle Plattform, die den Dialog fördert und gemeinsame Lösungen unterstützt, um unsere Branche nachhaltig zu stärken.
Sie wurden von der Delegiertenversammlung in den Vorstand des MVFP gewählt. Was sind Ihre Aufgaben und für welche Themen wollen Sie sich einsetzen?
Erst mal bin ich dankbar für das Vertrauen, das mir von den Delegierten entgegengebracht wurde. Ich denke, dass es stark um Kooperation und gegenseitiges Voneinanderlernen gehen wird. Ich kann hier einerseits den »Schweizer Blickwinkel« beitragen, andererseits aufgrund meiner Rolle als Präsidentin des Weltverlegerverbands WAN-IFRA auch ein Bindeglied zur Medienwelt verkörpern. Sicherlich werde ich mich bei Themen rund um die Transformation der Branche, deren Player – u. a. Big Techs – und Business-Entwicklungen einbringen.
Als Präsidentin des Weltverlegerverbandes WAN-IFRA sind Sie bestens vernetzt. Was kann ein Weltverband für die Verlage bewegen?
WAN-IFRA vereint rund 3.000 Medienfirmen und Verbände aus 120 Ländern unter ihrem Dach. Von einem solchen Netzwerk kann man nur profitieren. Thematisch sitzen wir alle im selben Boot. Die dritte Welle der digitalen Transformation ist in vollem Gange und künstliche Intelligenz prägt die Agenda ebenso wie die Koexistenz mit den großen Tech-Firmen. Besonders wichtig – und dafür steht WAN-IFRA wie der MVFP ein – ist der Einsatz für freien, unabhängigen Journalismus. Wir dürfen nicht vergessen: In vielen Teilen der Welt müssen Medien unermüdlich für die Freiheit und das Recht kämpfen, die Wahrheit berichten zu können.
Die großen Herausforderungen der Medienbranche sind transnational. Wie kann eine länderübergreifende Zusammenarbeit aussehen – sowohl auf Unternehmens- als auch auf Verbandsebene?
Einem Wissens- und Erfahrungsaustausch sind sicher (fast) keine Grenzen gesetzt. Das kann durch Webinare, Workshops und Konferenzen passieren – oder auch mit inhaltlichen Partnerschaften bei der Nutzung neuer Technologien, dem Teilen von Daten und Ressourcen. Auf Verbandsebene steht sicherlich die gemeinsame Lobbyarbeit im Vordergrund und das ist mir ein großes Anliegen.
Was bedeutet Pressefreiheit für Sie im Alltag und wie engagieren Sie sich konkret?
Vor wenigen Wochen besuchte ich die Ukraine und sprach als WAN-IFRA-Präsidentin beim Kongress der ukrainischen Lokalmedien in Lwiw. Der Einsatz und Mut der Journalistinnen und Journalisten vor Ort beeindruckten mich tief. Trotz des Drucks im Kriegsland bleibt der Journalismus aktiv, wenn auch unter schwierigsten Bedingungen. Während des Kongresses entstand eine Idee, die wir bereits umgesetzt haben: Sechs ukrainische Medienmanagerinnen besuchten verschiedene Schweizer Medienhäuser. Während ihres Aufenthalts konnten wir wertvolles Know-how austauschen. Zudem sendeten wir ein wichtiges Signal: Sie können stets auf unsere Unterstützung zählen. Pressefreiheit gibt es nie geschenkt. Sie ist immer das Resultat eines stetigen Ringens. Hier dürfen wir nie lockerlassen.
Ladina Heimgartner ist seit Februar 2020 Mitglied des Group Executive Board der Ringier AG. Sie verantwortet als Head Media das Ringier-Mediengeschäft auf Gruppenstufe und ist zudem CEO von Ringier Medien Schweiz. Dem Vorstand der Fachvertretung Publikumsmedien im MVFP gehört sie seit Januar 2024 an. Im Mai wurde Ladina Heimgartner zur Präsidentin des Weltverlegerverbands WAN-IFRA gewählt. Ihre journalistische Laufbahn führte sie u. a. 2007 zur Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft SRG SSR, wo sie als Radiomoderatorin, später als Ressortleiterin und stellvertretende Chefredaktorin tätig war. 2011 baute sie in der Generaldirektion der SRG SSR den Bereich »Märkte und Qualität« auf und leitete ihn. 2014 wurde sie Direktorin der rätoromanischen Unternehmenseinheit RTR und 2017 zudem stellvertretende Generaldirektorin der SRG SSR, bevor sie 2020 zu Ringier wechselte.