Aus Hamburg in die Welt: 150 Jahre Bauer Media Group
„150 Years of Now“ – unter dieses Motto hat die Bauer Media Group ihr diesjähriges Firmenjubiläum gestellt. Mit einer gleichnamigen Kampagne blickt das Hamburger Medienhaus auf prägende Etappen seiner Geschichte zurück. An 13 internationalen Standorten fanden Anfang September Jubiläumsfeierlichkeiten statt, um den weltweit mehr als 12.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für ihren Beitrag zur Entwicklung des Unternehmens zu danken.
Begonnen hat alles mit dem Firmengründer Johann Andreas Ludolph Bauer (1852-1941). Dieser legte im Jahr 1875 im Alter von 23 Jahren mit der Eröffnung einer auf Visitenkarten spezialisierten Druckerei in Hamburg den Grundstein für das Unternehmen, das heute Millionen Menschen in Europa mit seinen Inhalten erreicht.
Von der Druckerei zum internationalen Medienkonzern
Die Entwicklung des Familienunternehmens, das seit 2010 in der fünften Generation von Yvonne Bauer geleitet wird, liest sich wie ein Stück deutscher Verlagsgeschichte.
Schon früh bewies die Verlegerfamilie dabei nicht nur ein feines Gespür für neue Mediengattungen, sondern auch hanseatische Kaufmannsqualitäten: Mut zur Innovation, gepaart mit solidem unternehmerischem Denken. So begann der Betrieb Anfang des letzten Jahrhunderts unter der Leitung von Heinrich Friedrich Matthias Bauer (1874-1949), erste Zeitschriften in Deutschland zu verlegen. Darunter das kostenlose Anzeigenblatt „Rothenburgsorter Zeitung“ – die erste Publikation aus dem Hause Bauer. 1923 erwarb das Unternehmen ein Grundstück in der Burchardstraße, gegenüber dem Chilehaus im Hamburger Stadtzentrum – und ist noch heute dort ansässig. Unter der Leitung von Alfred Bauer (1898-1984) erweiterte das Medienhaus nach der Gründung der Bundesrepublik Deutschland sukzessive das Verlagsportfolio. 1961 erwarb Bauer Media die Publikation „Neue Post“ und entwickelte sie zu einer der meistverkauften unterhaltenden Frauenzeitschriften in Deutschland. Ein Jahr später nutzte das Unternehmen die Chancen des noch jungen Mediums Fernsehen zum Launch der Programmzeitschrift „TV Hören und Sehen“.
1963 übernahm der 23-jährige Heinz Heinrich Bauer und machte das Unternehmen in vierter Generation durch Neugründungen und strategische Zukäufe zum größten Zeitschriftenverlag Deutschlands. Zahlreiche bekannte Titel kamen durch bedeutende Übernahmen hinzu – etwa „Quick“ und „Revue“ und im Jahr 1968 die BRAVO, die sich zur erfolgreichsten Jugendmedienmarke Europas entwickelte. Bis heute gehört die ikonische Jugendzeitschrift, mit der in Deutschland ganze Generationen aufgewachsen sind, zum Verlagsportfolio. In einem aktuellen Interview, das Eigentümerin Yvonne Bauer im Jubiläumsjahr der Wochenzeitung ZEIT führte, verriet sie: „Die BRAVO hat eine Menge Menschen aufgeklärt, mich auch. Aber ich konnte sie nur heimlich lesen, weil meine kleine Schwester und ich sie zu Hause nicht haben durften.“
Print, Radio, Digitalmedien und Out-of-Home unter einem Dach
In den folgenden Jahrzehnten trieb Heinz Bauer die internationale Expansion konsequent voran. Ein bedeutender Coup gelang ihm im Jahr 2008 mit der Übernahme des britischen EMAP-Konzerns. Dadurch stieg Bauer Media nicht nur zur Nummer 1 im britischen Zeitschriftenmarkt auf, sondern avancierte auch zum zweitgrößten kommerziellen Radioanbieter Großbritanniens. Die heutige Bauer Media Group (BMG) unter der Leitung von Yvonne Bauer versteht sich als breit aufgestelltes Medienunternehmen, das Print, Radio und – mit der Übernahme von Clear Channel Europe-North im April 2025 – auch Out-of-Home unter einem Dach vereint, und ist mit über 150 Audiomarken in neun Ländern sowie 110.000 Outdoor-Flächen in zwölf europäischen Märkten zu einer festen Größe im internationalen Mediengeschäft geworden. Das Zeitschriftengeschäft bleibt zentraler Pfeiler: Mit fast 500 Millionen verkauften Heften pro Jahr (davon über 210 Millionen in Deutschland) zählt das Medienhaus zu den größten Zeitschriftenverlagen in Europa. Von Frauen- und People-Zeitschriften über TV-Guides bis zu Food- und Special-Interest-Titeln publiziert die Bauer Media Group viele der auflagenstärksten Magazine. In Deutschland zählt sie mit Printmarken wie „Auf einen Blick“, „tv 14“, „Das neue Blatt“, „tina“, „Cosmopolitan“, „lecker“, „happinez“ zu den führenden Medienhäusern. In Polen ist sie mit einem Marktanteil von 78 Prozent unangefochtener Spitzenreiter und auch in Großbritannien und Frankreich nimmt der Verlag eine starke Marktposition ein.
Synergien für Themen, Zielgruppen und Marken
Wie die gesamte Medienbranche steht auch die Bauer Media Group vor den Herausforderungen des tiefgreifenden digitalen Wandels. In den vergangenen 15 Jahren sanken die Auflagen im gesamten Zeitschriftenmarkt kontinuierlich. Neue digitale Formate und soziale Medien veränderten das Konsumverhalten und stellen traditionelle Geschäftsmodelle infrage. „Bei uns gab es lange eine Wut auf das Internet, das uns unser schönes Zeitschriftengeschäft kaputt macht“, räumte Yvonne Bauer kürzlich im ZEIT-Interview ein. Doch dieser „Schock“ der Digitalisierung ist längst überwunden und unter Führung der ersten Frau in der Unternehmensgeschichte wurde die Konzernstrategie in den vergangenen Jahren gezielt geschärft. Seitdem fokussiert sich die Mediengruppe klar auf das Mediengeschäft mit den beiden Kerngeschäftsfeldern Publishing und Audio sowie seit 2025 auf Out-of-Home.
Das Publishing-Geschäft unterstreicht die Bedeutung, die Magazine auch im 150. Jahr ihres Bestehens für die Bauer Media Group haben. So wurde Anfang 2025 die Vermarktung aller deutschen Print- und Online-Medien an den RTL-Vermarkter Ad Alliance angedockt, um die Werbevermarktung als elementare Säule des Printgeschäfts weiterhin erfolgreich zu gestalten. Seit März 2025 entsteht der überwiegende Teil der deutschen Magazine in einer zentralen Redaktion mit Spezialistenteams für Content und Brands. Die Redaktionen in Polen und Großbritannien sind nach demselben Vorbild organisiert.
Neue Führungsstruktur für effizientere Entscheidungswege
Im Oktober hat der Konzern seine Führungsstruktur komplett neu geordnet, um das Geschäft zukunftsfähig aufzustellen: Ab 1. Januar 2026 wird ein dreiköpfiges Board um Yvonne Bauer (Chair of the Board) mit Michael Davie (Group Chief Financial Officer) und Vivian Mohr (Chief Operating Officer) das Unternehmen steuern, flankiert von einem Group Leadership Team unter dem COO. In diesem erweiterten Führungsteam verantworten die Geschäftsbereichsleiter direkt ihre Sparten – darunter Ingo Klinge, der künftig in Doppelfunktion als President Publishing und CEO Publishing Germany das gesamte Zeitschriftengeschäft leitet.
„Die neue Führungsstruktur ist der nächste logische Schritt. Sie gibt uns die Möglichkeit, schneller zu entscheiden, Chancen besser zu nutzen und unseren erfolgreichen Weg konsequent weiterzugehen«, erklärt Yvonne Bauer.“
„Die Zukunft des Publishing-Geschäfts entsteht nicht im Alleingang!“
Interview mit Ingo Klinge, CEO für das deutsche Verlagsgeschäft der Bauer Media Group und seit 1. November 2025 President Publishing und CEO Publishing Germany
MVFP impuls|Herr Klinge, Bauer Media hat mit Marken wie BRAVO oder „tina“ in Deutschland Zeitschriftengeschichte geschrieben. Was braucht das Printgeschäft, um langfristig zukunftsfähig zu bleiben?
Ingo Klinge | Print hat eine klare Zukunft, wenn wir sie aktiv gestalten. Dafür braucht das Printgeschäft vor allem eins: Leidenschaft. Leidenschaft für unsere Zielgruppen, für Inhalte, für Relevanz und Qualität – in allen Sparten. Menschen begeistern wir nicht aus Tradition, sondern weil wir starke Markenprodukte liefern, die für Leserinnen und Leser einen Wert haben.
Dafür brauchen wir die besten Talente – Menschen, die ihre Zielgruppen lieben, mit Leidenschaft Magazine machen und unser Geschäft mit Mut und Visionen voranbringen. Wir sind bei Bauer Media in der glücklichen Lage, solche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu haben. Als Unternehmen und als Branche müssen wir dafür sorgen, dass wir auch in Zukunft attraktiv für diese Talente bleiben.
Gleichzeitig brauchen wir in der gesamten Printbranche Überzeugung und einen positiven Blick nach vorn. Statt uns von dem leiten zu lassen, was schwieriger geworden ist, sollten wir uns auf Chancen konzentrieren, die vor uns liegen. Das bedeutet: klare Veränderungen, mutige Entscheidungen und die Bereitschaft, Gewohntes zu hinterfragen. Alte Überzeugungen dürfen wir loslassen und Neues ausprobieren – und dann konsequent umsetzen. Oder kurz gesagt: Machen ist wie wollen – nur krasser.
Und das gilt auch für die Zusammenarbeit in der Branche. Uns Verlage verbindet mehr, als uns trennt. Wenn wir unsere Kräfte bündeln, erreichen wir für die Branche mehr und stärken unser Geschäft – für jede und jeden von uns. Erste Projekte zeigen, wie gut das funktionieren kann. Davon brauchen wir mehr. Denn Zukunft entsteht nicht im Alleingang, sondern durch gemeinsamen Gestaltungswillen.
Mit welchen konkreten Maßnahmen sichert die BMG die Zukunft ihres deutschen Publishing-Geschäfts?
Wir arbeiten an sehr vielen konkreten Projekten, die die Zukunft unseres Geschäfts sichern. Wir treiben gemeinsam mit vielen Vertretern der Branche die Verlagsallianz „Fit for Future“ voran, um zentrale Marktmechanismen im Vertrieb nachhaltig zu reformieren und zu stärken. Wir haben in diesem Frühjahr mit der Bauer Content KG eine moderne, zentrale Content-Organisation etabliert, die unsere redaktionelle Qualität, Effizienz und Markenführung auf ein neues Level hebt. Und wir haben die Vermarktung unseres gesamten Portfolios an Ad Alliance übergeben. Damit bündeln wir Reichweite und Vertriebskraft beim größten Cross-Media-Vermarkter Deutschlands – und stellen sicher, dass Print- und Digitalmarken auch werblich in einem starken Zukunftsmodell aufgestellt sind.
Darüber hinaus investieren wir gezielt in Infrastruktur und Technologie – vor allem die konsequente Digitalisierung der gesamten Produktionskette. Von der ersten Content-Idee über Planung, Kreation, Steuerung und Herstellung bis zur Vermarktung modernisieren wir Systeme, Prozesse und Schnittstellen.
Zukunft entsteht für uns durch permanente Veränderung: Wir hinterfragen den Status quo jeden Tag, verändern unsere Organisation mit hoher Geschwindigkeit, treffen Entscheidungen vorausschauend und setzen sie konsequent um.
Und das gilt nicht nur für unser Printgeschäft, sondern auch für unser Digitalbusiness. Wir haben eine ambitionierte Digitalstrategie rund um Content Commerce und ein Team mit großer Expertise und Leidenschaft. KI und die Auswirkungen auf die gesamte Branche stellen uns wie alle anderen vor neue, sehr dynamische Herausforderungen. Wir schauen uns deshalb unsere digitalen Geschäftsmodelle sehr genau an und prüfen, wie wir sie unter den neuen Bedingungen aktiv gestalten.
Außerdem sichern wir unsere Zukunft durch Zukäufe im Printgeschäft, wo es wirtschaftlich sinnvoll ist. Wir sind aktuell dabei, die größte französische Zeitschrift zu übernehmen und damit unser Geschäft in Frankreich zu verdoppeln. Auch in Deutschland bleiben wir in Gesprächen und schauen aktiv auf Chancen, die unser Publishing-Geschäft nachhaltig stärken können.
Welche Magazine aus dem Hause Bauer stehen denn heute – trotz aller Marktumbrüche – besonders gut da?
Viele unserer Marken stehen sehr stabil da – und zwar vor allem dort, wo sie eine klare Segmentführerschaft, ein scharfes Profil und eine loyale Zielgruppe haben. Wir schauen weniger auf einzelne Auflagenzahlen, sondern auf Marktpositionen in unseren Kernsegmenten TV, Yellow/Celebrities, Women und Special Interest.
Ein wichtiger Baustein für den wirtschaftlichen Erfolg ist unsere konsequente Preispolitik. Wir haben unsere Copypreise in den letzten zwei Jahren stärker und mutiger erhöht als früher. Die redaktionelle Arbeit, die Energie und Kreativität, die unsere Teams jeden Tag in die Produkte stecken, haben sich lange nicht im Preis am Markt widergespiegelt. Das ändern wir gerade – und ich bin der festen Überzeugung, dass wir diesen Weg als Branche insgesamt viel konsequenter gehen sollten.
Sie engagieren sich ehrenamtlich im MVFP und sind als Vorstandsmitglied in der Fachvertretung Publikumsmedien im MVFP aktiv. Warum ist Ihnen das wichtig?
Die Zukunft des Publishing-Geschäfts entsteht nicht im Alleingang! Wir brauchen Kooperationen, mutige Reformen und gemeinsames Handeln und genau dafür ist der MVFP die zentrale Plattform. Er bringt die relevanten Player zusammen, um die großen Strukturthemen der Branche weiterzuentwickeln. Ich engagiere mich dort, weil ich davon überzeugt bin: Wenn wir als Branche unsere Rahmenbedingungen modernisieren wollen, dann geht das nur gemeinsam.
Gleichzeitig kann das auch innerhalb des MVFP nur gelingen, wenn wir uns selbstkritisch hinterfragen und unsere Strukturen an die Herausforderungen anpassen. Die Veränderungen in Gesellschaft und Wirtschaft haben direkte Auswirkungen auf unsere Branche und ich bin überzeugt, dass wir im Verband auch darüber sprechen müssen, was das für uns als Markt und genauso für unsere Verbandsstrukturen bedeutet. Nur wenn wir uns selbst ebenso konsequent weiterentwickeln wie unser Geschäft, bleiben wir als Plattform wirksam und zukunftsfähig.
Anfang November haben Sie die Rolle des Publishing President für die BMG übernommen. Mit welchen Erwartungen treten Sie diese neue Position an?
Ich freue mich sehr über die Aufgabe, unser Geschäft international zukunftsfähig und erfolgreich zu entwickeln. Publishing ist ein starkes internationales Geschäft. Ich sehe großes Potenzial, Wachstum über Investitionen und Akquisitionen weiter zu beschleunigen. Gleichzeitig freue ich mich auf die noch engere Zusammenarbeit mit den großartigen Teams in Frankreich, Polen und UK. Wir haben in allen Märkten engagierte und erfolgreiche Kolleginnen und Kollegen, die auch gemeinsam am internationalen Erfolg arbeiten. Das möchte ich auf Gruppenebene weiter stärken – für Deutschland und für alle Publishing-Märkte der Bauer Media Group.

