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Holger Knapp: „Fachmedien sind für Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Gesellschaft unentbehrlich“

Fachmedien

Ansprache von Holger Knapp, Sprecher der Deutschen Fachpresse und MVFP-Vorstandsmitglied, bei den B2B Media Days 2023 am 23. Mai in Berlin.

Holger Knapp bei den B2B Media Days 2023 (Foto: Monique Wüstenhagen / Deutsche Fachpresse)

„Guten Morgen – und herzlich willkommen zu den B2B Media Days 2023 in Berlin, liebe Kolleginnen und Kollegen!

Wir alle, meine Co-Sprecherin, Marion Winkenbach, der Vorstand und das Team der Deutschen Fachpresse freuen uns, dass Sie wieder dabei sind – zum Netzwerken, zum Erfahrungsaustausch, zum Lernen von anderen und zum Feiern der besten Fachjournalistinnen und Fachjournalisten und Fachmedien des Jahres – heute Abend.

Besonders begrüßen möchte ich die Vorsteherin des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, Frau Karin Schmidt-Friderichs. Außerdem den Vorstandsvorsitzenden des Medienverbands der freien Presse, Herrn Philipp Welte.
Beide vertreten jeweils einen der Mütterverbände der Deutschen Fachpresse. Es ist uns eine große Freude Sie beide heute bei uns zu haben und Sie werden im Anschluss noch jeweils das Wort ergreifen. Beide Verbände, den Börsenverein und den MVFP verbindet die Fähigkeit zur immer wieder kehrenden Neu-Erfindung. Der Börsenverein wird 2025 200 Jahre alt und halt somit zahlreiche und epochale Veränderungen und Häutungen hinter sich.

Der MVFP ist aus einer großen und umfassenden Verbandsreform des VDZ entstanden. Rechnet man die VDZ-Zeit mit – steht hier im nächsten Jahr das 75-jährige Jubiläum an. Zukunft hat Herkunft, meine Damen und Herren.

Die beiden Gäste, die vermutlich die weiteste Anreise hatten, sind Jeanna und Andy Burt aus Washington - und deshalb erlauben Sie mir kurz die Sprache zu wechseln.
Dear Jeanna, dear Andy, I just said that you probably had the longest journey and I would like to welcome you. Andy, you are Managing Director and Head of Content at Industry Dive. We are watching you very closely. It's very interesting to see how you have built and are developing a completely digital new publishing concept. I follow your newsletter concepts in particular, which are very different from most in the German-speaking world. Thank you for being with us today and sharing your experiences. Andy has also come here with the desire to make many new contacts and have interesting conversations. So, ladies and gentlemen, do not hesitate to come and talk to Andy!

Liebe Kolleginnen und Kollegen, das diesjährige Motto der B2B Media Days lautet: Gemeinsam Wachstum gestalten. Es entstand Ende September während der gemeinsamen Sitzung von Vorstand und Kommissionsvorsitzenden, die auf Einladung unseres Vorstandsmitglieds Christina Hartmann bei Krick in Eibelstadt stattfand.
Wir hatten uns vorgenommen, die beiden Tage interaktiv zu gestalten und deshalb drei professionelle Moderatoren für die Workshops eingeladen, damit wir intensiv arbeiten konnten. Es entwickelten sich drei Arbeitsgruppen. Gruppe 1 arbeitete am Thema neue Geschäftsmodelle. Ein Mammutthema. Die erste große Arbeitssitzung wird im Juni stattfinden. Gruppe 2 hatte das Thema Employer Branding. Hierzu wird es bald eine kompakte Empfehlung für Employer Branding geben und Gruppe 3 arbeitete an den Grundzügen des neuen Kongressformats, so wie Sie es heute hier erleben werden. Viel Interaktion in Kleingruppen, Austausch in Workshop-Atmosphäre, ein sehr breites Spektrum an Inhalten und Themenfeldern.
Der Drang zum Wachstum war bei allen mit den Händen zu greifen. Wir hatten Corona überstanden, hier und da Federn in den Bilanzen gelassen und jetzt war es Zeit das Geschäft zu entwickeln, für das Wieder-Erreichen der 2019-er-Kennziffern und vor allem für Wachstum. Ein Blick in die Statistik der Deutschen Fachpresse zeigt, dass wir im letzten Jahr in einzelnen Bereichen bereits wieder Wachstum erzielen konnten. Dies gilt weiterhin im Digitalbereich und im letzten Jahr insbesondere bei den Veranstaltungen, die jetzt wieder face-to-face stattfinden können.“

2022 hat die Umsatzkurve der Digitalmedien erstmals die Umsatzkurve der Printmedien geschnitten. 
Der genaue Zeitpunkt dieses Wechsels ist hier gar nicht so entscheidend. Und natürlich basieren viele Digitalmedien auf den Marken von Printprodukten. Entscheidend ist jedoch, dass wir Angebote mit den dazugehörigen Geschäftsmodellen etablieren konnten, die zu diesem erfreulichen Resultat geführt und Zukunftsperspektive haben.

Dabei spielen digitale Vertriebserlöse eine große Rolle. Wenn die Inhalte stimmen und die Zielgruppe erreicht werden, ist der Kanal egal. 
Die Grundlage für den publizistischen Erfolg der Fachmedienangebote sind erstklassige Fachjournalistinnen und Fachjournalisten, die ihre Fachgebiete und Märkte kennen und beherrschen. Die mit großer Kompetenz und Objektivität relevante Fachinformationen in der optimalen journalistischen Darreichungsform für ihre Zielgruppe aufbereiten.
 
Natürlich haben wir alle vom Digital-Boost-Effekt durch Corona profitiert.
Hinter uns liegen über 20 Jahre Transformation. Das war teuer, anstrengend und lohnt sich aber immer mehr. Wir haben neue Produkte, Konzepte und Organisationsformen entwickelt. IT-Kompetenz aufgebaut und jede Menge neue Skills erworben. Wir stehen mitten im Wettbewerb um die besten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Wir finden uns wieder in den Sustainable Development Goals der UN, ganz besonders im Feld 4: der hochwertigen Bildung und den Möglichkeiten des lebenslangen Lernens. 
Wir bearbeiten interessante Inhalte und bieten hochwertige Arbeitsumfelder mit diversen Teams. Und auch beim Thema Nachhaltigkeit geht es voran. Kress Pro hatte im Februar sein Dossier diesem Thema gewidmet.

Wir sind eine resiliente und höchst anpassungsfähige Branche. 

Fachmedien sind für Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Gesellschaft unentbehrlich und tragen zur Wertschöpfung in den Märkten bei. Denn sie sind nutzenstiftend, sie vernetzen Menschen und ganze Branchen und sie sind entwicklungstreibend. Das heißt, Fachmedien machen die Entwicklung von Märkten transparent und gestalten damit die Zukunft ihrer Leserinnen und Leser, die in ihren Unternehmen und Organisationen Verantwortung tragen.

Der neue Elefant im Raum ist die künstliche Intelligenz. KI wird immer greifbarer für uns. Nicht zuletzt durch ChatGPT und andere Anwendungen. War KI bislang eher in einzelnen Anwendungen vergleichsweise unsichtbar, ist sie nun für alle nutzbar und wir alle machen gerade unsere ersten Erfahrungen damit. Ich weiß nicht, wie es Ihnen dabei geht. 
Bei meinen Tests liegen Begeisterung und Enttäuschung nah beieinander. Sicher ist, dass wir uns intensiv mit KI beschäftigen müssen, weil sie Auswirkungen auf unsere Arbeit und unsere Industrie haben wird.

Wir sollten dabei angstfrei sein und die Vorteile für uns nutzen. Künstliche Intelligenz bietet eine Vielzahl operativer Business-Vorteile. Sie reduziert Fehler, automatisiert sich wiederholende Aufgaben, unterstützt bei wichtigen Business-Entscheidungen und sorgt für Entlastung, so dass Sie Zeit haben, sich um die wirklich wichtigen Dinge zu kümmern.

„Im letzten Letter der Deutschen Fachpresse schrieb Christoph Bertling zu KI: „Wie so häufig, wird diese Entwicklung für uns Verlage Segen und Herausforderung zugleich sein. Einerseits müssen wir natürlich unsere Inhalte vor der lizenzfreien Verwendung durch KI-Angebote schützen. Anderseits bietet uns diese Technik zukünftig sicherlich viele Chancen, unsere Angebote weiter zielgruppenorientiert zu optimieren.“

Gerade die international aufgestellten wissenschaftlichen und juristischen Verlage haben das Potenzial von generativer KI früh erkannt und nutzen diese für die automatische Zusammenfassung und Übersetzung von wissenschaftlichen Texten. Testweise sind bereits Fachbücher von einem Autorenteam und KI geschrieben worden. Auch die Übersetzung ganzer Fachbücher läuft auf Hochtouren.

Stephanie Walter von Wolters Kluwer Deutschland weist auf die notwendige Sorgfalt im Umgang mit KI hin: „KI sollte niemals die juristische Denkleistung und Einordnung ersetzen: Ist das nützlich, schlüssig und auch in gewisser Weise richtig? Das ist sehr wichtig, um KI-spezifische Halluzinationen, also plausibel klingende Unwahrheiten, zu vermeiden.

Vor einigen Wochen traf ich den Frankfurter Neurowissenschaftler Henning Beck, der übrigens auch Science-Slammer ist.
Beck sagte: KI sei nur so gut wie die Daten, auf die sie zurückgreifen könne. Aber vorwärts denken, Neues schaffen, das könnten Computer nicht. „Daten haben noch nie die Welt verändert – nur Menschen“.
Ein Mensch könne seine Art des Verständnisses auf andere Themen übertragen. ChatGPT beispielsweise könne das nicht. ChatGPT gibt Antworten auf Fragen anhand vieler Daten. Aber ohne Daten und bei völlig Neuem sei das Angebot aufgeschmissen, so Beck.“

Wenn Menschen die Grenzen von KI verstehen, könnten sie sie einsetzen, ohne Angst davor haben zu müssen. Ein Gehirn funktioniere – anders als KI – nämlich am besten ohne Daten.“

„Wir Menschen können sehr gut Entscheidungen treffen mit wenig Daten. Dessen sollten wir uns bewusst sein.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, wir können uns als Deutsche Fachpresse ganz auf den Kompetenztransfer, das Gattungsmarketing und das Netzwerk konzentrieren, weil wir zwei Mutterverbände haben, die uns bei den übergreifenden Themen wie dem Lobbying in Berlin und Brüssel jeweils sehr gut vertreten. Das ist eine gute und vor allem effiziente Arbeitsteilung. Natürlich unterstützen wir die Forderungen nach
•    Diskriminierungsfreier Förderung von Zeitschriften
•    Fairem und diskriminierungsfreien Zugang aller legalen Zeitschriftenpublikationen zu digitalen Torwächterplattformen (digitale Leser- und Werbemärkte)
•    Verteidigung hinreichender Datenverarbeitungsmöglichkeiten digitaler Presse für die publizistische und kommerzielle Tätigkeit (Werbung, Vertrieb, Reichweitenmessung)

Das sind drei der Dauerthemen, die von den Experten in Frankfurt, Berlin und Brüssel bearbeitet werden. Wenn ich etwas zum Thema Lobbying gelernt habe, dann, dass man über die Erfolge nicht zu laut sprechen sollte. Fakt ist: Wir alle hier in diesem Raum und die gesamte Branche profitieren davon.“

Ich komme zum Ende, liebe Kolleginnen und Kollegen. Uns allen wünsche ich: einen interessanten und erkenntnisreichen Tag. Viele neue Impulse und Ideen. Einen neuen Gedanken, der es bis Ihren Alltag schafft. Neue Kontakte und das Wiedersehen mit alten Freunden. Viele glückliche Gewinner heute Abend. Ich bedanke mich bei allen, die zum Gelingen der B2B Media Days beigetragen haben. Ganz besonders auch bei den Ausstellern, Sponsoren und Partnern. Im Übrigen bin ich der Meinung, dass Fachmedien eine wunderbare Zukunft haben. Sie alle gehören zu dieser tollen Branche. Wir müssen uns Fachmedienschaffende als glückliche Menschen vorstellen. Ich wünsche Ihnen viel Glück und einen super Tag hier in der Kulturbrauerei.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.“

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