„Wir sind Ratgeber der Betriebe nach innen und Sprachrohr des Handwerks nach außen“
MVFP impuls | Herr Holzmann, Fachzeitschriften zählen nach wie vor zu den wichtigsten Informationsquellen für Entscheiderinnen und Entscheider: 85 Prozent greifen auf Fachmedien zurück. Wie sehen Sie die Rolle der „Deutschen Handwerks Zeitung“ in der heutigen digitalen Medienlandschaft und warum sind solche spezialisierten Medien nach wie vor unverzichtbar?
Alexander Holzmann | Berufliche Informationen und Nachrichten aus dem direkten Umfeld der Branche, die journalistisch aufbereitet und professionell recherchiert wurden, findet man im uferlosen Dickicht der Internetwelt nur mit sehr viel Suchaufwand und Recherche, wenn überhaupt. Die Leistung der Redaktionen, Inhalte zu kuratieren, die für einen überwiegenden Teil der Leserschaft relevant sind und Lösungen und Anregungen für den betrieblichen Alltag bieten, wird gerade in Zeiten der Informationsüberutung immer mehr an Wert gewinnen.
Die „Deutsche Handwerks Zeitung“ feiert dieses Jahr ihr 75. Jubiläum – eine beeindruckende Erfolgsgeschichte. Was sind Ihrer Meinung nach die Hauptgründe für diese lang anhaltende Relevanz und Beliebtheit des Fachmediums innerhalb der Handwerksbranche?
Tatsächlich hat uns eine Leserbefragung gerade wieder bescheinigt, dass die DHZ gerne gelesen wird, dass unsere Leser viel Zeit mit der Zeitung verbringen und die Qualität unserer Information schätzen. Ich glaube, unser Erfolg fußt auf einer Doppelrolle, die von den Gründern der DHZ auch so angelegt war: Wir sind Ratgeber der Betriebe nach innen und Sprachrohr des Handwerks nach außen. Wir filtern Nachrichten durch die Brille des Handwerks und geben kleinen Unternehmen eine Stimme, die auch in Berlin und Brüssel vernommen wird. Außerdem sind wir immer eng an unserer mittelständischen Zielgruppe geblieben und haben uns nie dazu hinreißen lassen, die DHZ zu einem thematischen Bauchladen zu machen.
Die Jubiläumsveranstaltung der „Deutschen Handwerks Zeitung“ in Stuttgart bot einen Moment des Rückblicks und der Würdigung. Welche Rolle spielte dieses Event für Sie und das Team der „Deutschen Handwerks Zeitung“, und welche Botschaft konnten Sie den Gästen mitgeben?
Uns war es besonders wichtig, die Besonderheit des langjährigen partnerschaftlichen Modells zwischen Handwerkskammern und der Mediengruppe Holzmann herauszustellen, das nun bereits ein Dreivierteljahrhundert erfolgreich besteht und sich kontinuierlich entwickelt hat. Gerade in diesen bewegten Zeiten sind solche gewachsenen, stabilen Anker und Konstanten in einer Geschäftsbeziehung umso mehr wertzuschätzen. Das ist allen Partnern klar. Der Blick muss aber auch in die Zukunft gerichtet sein und unsere Aufgabe ist es, uns gemeinsam diesen Herausforderungen zu stellen. Eine Botschaft und Erkenntnis ist deshalb: Angesichts der immensen Größe dieser Herausforderungen geht das nur „zusammen“.
Die „Deutsche Handwerks Zeitung“ ist eine zentrale Informationsquelle für die Handwerksbranche. Welche spezifischen Bedürfnisse und Herausforderungen des Handwerks möchten Sie mit Ihrer Publikation adressieren und wie hat sich diese Mission im Laufe der Jahre verändert?
Die DHZ ist natürlich ein Kind ihrer Zeit. Ihre Berichterstattung erfolgt nicht im luftleeren Raum, sondern unterliegt den politischen und gesellschaftlichen Großströmungen. In der Nachkriegszeit kämpfte das Handwerk um seinen Platz in der jungen Bundesrepublik und es war gar nicht so sicher, dass sich Errungenschaften wie der Meisterbrief oder die Lehre durchsetzen würden. Hier kämpfte die Zeitung an der Seite des Handwerks. Ende der 1960er-Jahre gab es Aufstände der Azubis, die in einer Bildungsreform mündeten. Damals wurde der gesellschaftliche Aufbruch konstruktiv begleitet. Als 1989 die Mauer fiel, unterstützte die DHZ die Betriebe beim Wiederaufbau des Handwerks in Ostdeutschland. Und heute geht es darum, der Politik und Gesellschaft zu vermitteln, wie wichtig das Handwerk für die anstehenden Zukunftsaufgaben ist – und dass der Fachkräftemangel, die hohe Abgabenlast und die erdrückende Bürokratie durchaus Sprengkraft bergen. Das Land sollte also größtes Interesse an einem stolzen und starken Handwerk haben, diese Botschaft versuchen wir zu vermitteln.
Mit Initiativen wie dem „Handwerker Radio„ hat die „Deutsche Handwerks Zeitung“ innovative Wege eingeschlagen, um ihre Zielgruppe zu erreichen. Welche Rolle spielen solche Weiterentwicklungen in Ihrer Strategie und welche weiteren Innovationen können wir noch erwarten?
Eine wichtige Rolle in unserer Zukunftsstrategie spielt seit jeher das Denken in unterschiedlichen Medienkanälen. Nach den digitalen Möglichkeiten, die uns das Internet beschert hat (Website, Newsletter etc.), haben wir in den letzten Jahren auch Audio- und Bewegtbildkanäle ins Visier genommen. Angefangen hat das mit verschiedenen Podcast-Projekten. Dann ergab sich die Möglichkeit der Beteiligung am Websender „Handwerker Radio“, die man keinem groß erklären musste, denn jedem ist wohl klar, dass Handwerker und Handwerkerinnen Radio hören: auf der Baustelle, im Auto dorthin oder im Büro. Mit dem Format „Das Handwerk in 90 Sekunden„ schlagen wir werktäglich die Brücke von der DHZ-Redaktion in die Radiowelt des Internets.
Künstliche Intelligenz hat das Potenzial, viele Branchen, einschließlich des Handwerks und der Medien, zu transformieren. Welche Rolle sehen Sie für KI in der Zukunft der „Deutschen Handwerks Zeitung“? Wie könnte KI dazu beitragen, die Bedürfnisse der Handwerksbranche besser zu verstehen und gezielt darauf einzugehen?
KI hat großes Potenzial für unsere Arbeit. Aufgaben des Lektorats und Korrektorats, Faktenüberprüfung, Bildauswahl, Formulierungshilfen, Stilkritik – all solche Aufgaben lassen sich ausgezeichnet durch KI unterstützen. Potenzial sehe ich ebenfalls in einer Teilautomatisierung des Layouts. Auch ist es z. B. möglich, Foren und Social-Media-Kanäle zu durchforsten, um etwa unterschätzte Themen oder Meinungsströmungen innerhalb des Handwerks zu erkennen und dann gezielt in der Berichterstattung aufzugreifen. Helfen kann die KI auch bei der Personalisierung der Internetangebote: In unseren Archiven schlummert ein wertvoller Datenschatz, den es zu heben gilt. Richtig eingesetzt kann KI unsere Arbeit besser und effizienter machen. Selbstverständlich lässt sich dadurch nicht die Betriebsreportage in der Werkstatt oder das persönliche Interview mit der Meisterin oder dem Meister ersetzen.
Das Interview finden Sie ebenfalls im E-Paper der MVFP impuls!