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Kicker kickt auf allen Kanälen

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Seit einem Jahrhundert dreht sich beim „kicker“ alles um die schönste Nebensache der Welt – nicht nur im gedruckten Magazin. Die Chefredakteure Jörg Jakob und Alexander Wagner im Interview mit PRINT&more | erschienen in PRINT&more 2/2020

Jubiläums-Logo: 100 Jahre kicker

PRINT&more 2/2020, S. 16/17

Kicker vom 14.07.1920 und vom 13.07.2020

Die erste Ausgabe des kicker von 1920

Kicker-Torjägerkanone

Jörg Jakob

Alexander Wagner

Schon 1997 ging kicker.de online, früh wurden Social Media-Kanäle aufgebaut und in eSports investiert. Mit dem Streamingdienst DAZN gibt es seit dessen Start 2016 Kooperationen. Den „kicker“ gibt es auf allen Kanälen. Im PRINT&more-Interview sprechen die Chefredakteure Jörg Jakob und Alexander Wagner über Erfolgsfaktoren, den „kicker“-Markenkern, digitale Transformationen,  eSports und Fußball in Corona-Zeiten.
 

PRINT&more:
Im Juli wird der „kicker“ 100! Ein stolzes Jubiläum für eine Zeitschrift. Was sind die Erfolgsfaktoren des „kicker“, um über so einen langen Zeitraum hinweg am Markt zu bestehen?

Jörg Jakob:
Keine andere Medienmarke berichtet so ausführlich, kompetent und kontinuierlich über den Sport und speziell den Fußball wie der „kicker“. Weil er stets seinem Markenkern treu blieb, hat er eine sehr große Glaubwürdigkeit und Verlässlichkeit erworben. Zwei fundamentale Faktoren, denen ein zeitgemäßer Auftritt ja nicht widerspricht. Er steht daher für erstklassigen Sportjournalismus in allen Verbreitungsformen. Sowohl unsere Leser als auch die handelnden Personen, über die wir berichten und die wir bewerten, wissen, dass wir nah darin sind, die Themen fundiert einordnen, dabei meinungsstark sind, aber fair bleiben.

Alexander Wagner:
Was den erfolgreichen, enorm langen Zeitraum am Markt betrifft, kommt hinzu: Bei allen, zum Teil revolutionären Veränderungen in der Sport­ und Medienwelt hat der „kicker“ nicht nur Schritt gehalten, sondern immer wieder auch eine Vor­reiterrolle eingenommen. Die Vierfarbigkeit in der Fo­tografie und im Druck Ende der 60er­Jahre, der Online­Start in den 90ern, das Mana­gerspiel oder auch kicker.tv seit 2008 sind nur vier von vielen Beispielen.

PRINT&more:
Sie selbst sind seit 2003 beim „kicker“, seit 2014 Chefredak­teur des Fußballmagazins. Aber so eine einschneidende Krise wie die Corona-­Pande­mie, die sich maßgeblich auf den Sport auswirkt, haben auch Sie noch nicht erlebt. Was macht der „kicker“ in Corona­-Zeiten?

Jakob:
Die Nachrichtenlage ist seit Ausbruch der Corona-­Krise extrem spannend, zu Beginn war sie zum Zer­reißen gespannt, gerade, was die unmittelba­ren Auswirkun gen und die Folgen im Sport betraf. Wir berichten über alle neuen Lagen, recherchieren dazu umgehend die Reak­tionen von den Spitzenkräften des Sports. Gleich zeitig kommen Experten aus Politik, Recht, Wirtschaft etc. zu Wort. Darüber hinaus konnten wir den Lesern auch in der spielfreien Zeit in den Printausgaben wie auch auf unseren digitalen Kanälen unun­terbrochen News, Hintergründe und Ein­ordnungen zu Stars und Klubs bieten. Übri­gens auch mit Stoff, der Leservergnügen und Freude bereitet, was von Lesern schon sehr früh im Lockdown gewünscht wurde. Es gab in der Vergangenheit selten so viele Zu­schriften, in denen sich Leser so explizit be­dankt haben für starke Inhalte des Heftes ohne aktuellen Spielbetrieb und der Redaktion gleichzeitig alles Gute zum Durchhalten in schweren Zeiten wünschten. 

PRINT&more:
Gerade im (Lokal­)Sportbereich hat sich „automated journalism“ (sogenannter „Roboterjournalismus“) als eine recht feste Größe etabliert. Wie geht Ihr Verlag bzw. der „kicker“ mit dem Thema um?

Wagner:
Roboterjournalismus im eigent­lichen Wortsinn spielt bei uns keine Rolle. Trotzdem verfolgen wir natürlich das Thema und prüfen, an welchen Stellen Automati­sierung sinnvoll eingesetzt werden kann. So nutzen wir z. B. die Automatisierungsmög­lichkeiten durch Künstliche Intelligenz für die Sprachausgabe von strukturier ten Informationen aus unserer Datenbank für die „kicker“-­Voice­-Applikationen. Allerdings ver­öffentlicht der „kicker“ keine Information ohne das Mitwirken eines Journalisten. Wir sehen in der Automatisierung eine Möglich­keit zur Erleichterung der journalistischen Arbeit, keinen Ersatz für ernst zu nehmenden Journalismus, der einordnet und bewerten kann und muss.

PRINT&more:
Mit „kicker.de“ haben Sie einen der erfolgreichsten Online-­Medienkanäle. Was ist das Geheimnis des Erfolgs? Was raten Sie Kollegen aus anderen Verlagen?

Wagner:
Ein einfaches Erfolgsrezept gibt es nicht. Wichtig für unseren Erfolg sind die Seriosität und Glaubwürdigkeit unserer In­halte. Wir nehmen uns generell etwas mehr Zeit, um Nachrichten zu checken, und setzen nicht auf die „schnelle Zeile“ oder Clickbai­ting durch reißerische Überschriften. Neben den Inhalten ist bei digitalen Medien die technische Komponente enorm wichtig. Da reicht es nicht, dass alles schnell geladen wird. Das Nutzererlebnis ist in Verbindung mit ei­ner intuitiven Menüführung ein entscheiden­der Faktor. Das alles würde nicht reichen, wenn wir nicht ein herausragend kompetentes und engagiertes Team hätten, das täglich für den Erfolg der Produkte arbeitet.

PRINT&more:
Welche Rolle spielt das Thema eSports für den „kicker“? Wie sehen Sie als Medienmacher die Zukunft in diesem Bereich?

Wagner:
Die Entwicklungsgeschwindig­keit im Bereich eSports ist enorm. Das ist für uns natürlich ein spannendes Spielfeld, auf dem wir schon seit gut sechs Jahren mit ei­nem eigenen Channel tätig sind. Allerdings haben wir festgestellt, dass man eSportler mit geschriebenen Texten nicht so gut erreicht. Deshalb setzen wir verstärkt auf Bewegtbild und engagieren uns beispielsweise bei der Veranstaltung von Turnieren.

PRINT&more:
Wenn Sie zurückblicken: Was würden Sie aus heutiger Sicht – vor allem im Online-­Bereich – anders angehen?

Wagner:
Insgesamt betrachtet haben wir wohl mehr richtig als falsch gemacht. Wobei die Möglichkeit zu scheitern bei der Entwick­lung immer dazugehören muss. Nur wenn man viel Neues ausprobiert, können erfolgreiche Produkte und Formate entstehen. Wichtig ist allerdings, dass man sich von den nicht so erfolgreichen schnell wieder verabschiedet.

PRINT&more:
Was haben Sie sich für die nächsten 100 Jahre vorgenommen – oder etwas kurzfristiger gedacht: Wo steht der „kicker“ in zehn Jahren?

Jakob:
Welch enorm große Bedeutung in unserer Gesellschaft dem Sport und speziell dem Fußball von Liebhabern wie von Geg­nern beigemessen wird, haben die jüngsten Wochen vehement verdeutlicht. Beim „kicker“ erkennen wir darin aufs Neue den Auftrag, unserer publizistischen Verantwortung mit aller Sorgfalt und Professionalität gerecht zu werden. Das ist nach wie vor unser Anspruch: relevanten Sportjournalismus mit marktgerechten Innovationen zu verknüpfen. In zehn Jahren agiert der „kicker“ wie ein „Zehner“ im Fußball: als führende Sportplattform, die wie ein Spielgestalter das Geschehen und die Akteure im Blick behält und das Publikum begeistert.

Die Fragen stellte Antje Jungmann.

erschienen in PRINT&more 2/2020

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