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Theodor-Wolff-Preis, BDZV, Journalismus

BDZV: Theodor-Wolff-Preise 2019 verliehen

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Laudator Michael Naumann über Lebenswerk-Preisträger Michael Jürgs: „Gut gemacht. Verdammt gut gemacht!“ | Preisträger: Daniel Schulz, Gregor Peter Schmitz, Maris Hubschmid, Marius Buhl und Andrian Kreye

Foto: BDZV

Die Träger des Journalistenpreises der deutschen Zeitungen – Theodor-Wolff-Preis 2019 (TWP) stehen fest. Wenige Stunden vor Beginn der Festveranstaltung im Berliner Radialsystem V entschied sich die Jury heute für diese mit jeweils 6.000 Euro dotierten, herausragenden Beiträge:  

Den Preis in der Kategorie Meinung überregional erhält Daniel Schulz (taz – die tageszeitung, Berlin) für „Wir waren wie Brüder“. Die Geschichte des Autors über sein Aufwachsen in Ostdeutschland und die teils tief verankerten rechten Strukturen in der Gesellschaft sei „ein relevanter, tiefgründiger archäologischer Text unserer Zeit“, befand die Jury.

In der Kategorie Meinung lokal geht die Würdigung an Gregor Peter Schmitz (Augsburger Allgemeine) für „Heimat-Schutz“. Aus Sicht der Jury hat der Autor das Stadt-Land-Gefälle und die daraus entstehenden Vorurteile anschaulich geschildert und sich „zum Anwalt der Menschen in der Provinz gemacht“.

In der Kategorie Reportage lokal entschied sich die Jury für Maris Hubschmid (Der Tagesspiegel) und ihre Reportage „Bis zum letzten Tropfen“.  Hubschmid erhält den Preis für ihre „ebenso empathisch wie stilistisch vorzüglich erzählte Geschichte“ über ein Heim für alkoholkranke Männer in Berlin.

Siegreich in der Kategorie Reportage überregional ist Marius Buhl (SZ-Magazin, München) für „Bis zum Letzten“. Der Autor habe durch seine Beschäftigung mit den langsamsten und letzten Mitläufern eines Marathons „die Perspektive genial umgedreht“, so die Jury. 

Preisträger beim Jury-Thema des Jahres „Welt im Umbruch – Demokratie in Gefahr?“ ist Andrian Kreye (Süddeutsche Zeitung, München) für „Berührungspunkte“. Der Jury gefiel besonders der betont unaufgeregte und damit untypische Zugriff auf das Thema Künstliche Intelligenz.

Michael Jürgs: „Den Feinden der Demokratie ist zu begegnen mit aller Macht“ 
Den Theodor-Wolff-Preis für das Lebenswerk nicht selbst entgegen nehmen konnte der schwer erkrankte Journalist Michael Jürgs. Er musste die Teilnahme kurzfristig absagen und schrieb in seinen von BDZV-Präsident Dr. Mathias Döpfner verlesenen Dankesworten: „Ich hätte Sie alle, euch alle, gern noch mal gesehen. Ging leider nicht.“ Zugleich fordert Jürgs Aktion ein: „Die Umschreibung unseres geliebten Berufes als vierte Macht war mir stets zu martialisch. Jetzt aber, in Zeiten, da Barbaren unsere Zivilgesellschaft attackieren und vor Mord nicht zurückschrecken, ist es der passende Begriff. Den Feinden der Demokratie, auf der Straße oder im Netz, ist zu begegnen mit aller Macht des Staates, aber auch mit unseren eigenen Waffen - Wörtern und Worten. Die werden gelesen. Analog wie digital. Lokal wie regional wie überregional. Wir sind Volkes Stimme. Nicht die anderen. Und wir sind die Mehrheit.“

Jürgs‘ Studienkollege und Freund seit 56 Jahren, Prof. Dr. Michael Naumann, erster Kulturstaatsminister in Deutschland und heute Gründungsdirektor und Geschäftsführer der Barenboim-Said-Akademie Berlin, würdigte in seiner Laudatio den faszinierenden, bunten Lebensweg des „Ur-Journalisten“. Seinerzeit „Wunderkind des AZ-Feuilletons“ habe Jürgs beispielsweise entscheidend dazu beigetragen, den Grundgesetzkommentator Theodor Maunz als „Schreibtischtäter“ mit nazistischer Vergangenheit zu entlarven. „Jürgs‘ Stolz war unverkäuflich“, lobte Naumann den Freund mit Blick auf die furiose Episode als Chefredakteur beim „Stern“, die mit dem Rausschmiss des Journalisten endete. Fortan habe er Bücher geschrieben – unter anderem über Axel Springer und Romy Schneider – und Filme gedreht. Die Auszeichnung für das Lebenswerk komme „ein wenig zu spät, finde ich, aber gerade noch in womöglich letzter Minute“. 

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