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Dankesrede Peter Bandermann

Fachmedien

Dankesworte von Redakteur Peter Bandermann anlässlich der Verleihung der "Goldenen Victoria - Pressefreiheit" des VDZ auf der Publishers' Night

 

Umgeben von Glanz und Gloria haben Preise und Auszeichnungen in Deutschland, eingebunden in ein buntes Unterhaltungsprogramm, stets einen erfreulichen Anlass.

Dieser Preis führt nicht über den roten Teppich. Denn er hat einen bedenklich stimmenden Anlass. Über 80 Jahre nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten in Deutschland erinnert der VDZ mit der Goldenen Viktoria für die Pressefreiheit mahnend an ein uns selbstverständlich gewordenes Grundrecht.

So absurd das klingt: Bürger dieses Landes nehmen das Grundrecht auf freie Meinungsäußerung wahr, um mit dem bereits von den Nationalsozialisten in die Propaganda-Rhetorik eingebauten Lügenpresse-Begriff ...

Journalisten

... öffentlich der Lüge zu bezichtigen und einen ganzen Berufsstand zu diffamieren. Lügenpresse hat es zu einem weit verbreiteten Unwort geschafft. Diese Unwort ist die vor einem Jahr von Pegida durch Propaganda ausgelegte Saat, die jetzt in Gewalt aufgegangen ist: Journalisten werden bespuckt, bedroht und geschlagen. Wer in die Kamera greift, will unabhängige und unliebsame Berichterstattung verhindern. An Verlagsgebäude gesprühte Hakenkreuze sind zu verstehen wie Warnungen vor dem, was da angeblich noch kommen soll.

Diejenigen, die jetzt mit dem Lügenpresse-Begriff arbeiten und dabei Grundrechte in Anspruch nehmen, würden zuallererst die Pressefreiheit abschaffen, wenn dies in ihrer Macht stehen würde. Die Folgen sind uns, den Deutschen, leider nur zu gut bekannt. Diese Repressionen gehen nicht vom Staat aus, sondern von in Freiheit lebenden Bürgern.

Diese Repressionen gehen aus von Bürgern nicht nur in Dresden oder Heidenau, sondern auch in meiner weltoffenen und internationalen Stadt, in Dortmund. Das sind Bürger, die wegen ihrer Freiheit in anderen Ländern die Sehnsucht nach Freiheit wecken.

Und diese Repressionen sind ein Zeichen dafür, dass Journalisten in Deutschland ihre Arbeit gut machen. Das gedruckte und gesendete Wort ist in diesen Tagen der beste Beweis dafür, dass Verlage, Reporter und Redaktionen ihren Auftrag in der Demokratie sehr ernst nehmen.

Jedes Abonnement finanziert gute Recherche und ist zugleich ein Auftrag zur vollen Anwendung der Pressefreiheit. Als unabhängige Instanz schauen Journalisten den Politikern und Bürgern aufs Maul. Sie sehen dort hin, wo Grundrechte in Gefahr zu geraten drohen oder bereits in Gefahr sind. Eine Journalismus-Krise ist nicht zu erkennen, wenn Journalisten in Extrem-Bereichen recherchieren und kritisch berichten, statt mit billigem Populismus Auflage zu machen versuchen.

Diesen Preis nehme ich entgegen für meine Redaktion und meinen Verlag Lensing-Wolff, wo wir häufig erst nach kontroversen Diskussionen zu einem guten Ergebnis kommen, wenn es um politischen Extremismus geht.

Diesen Preis nehme ich entgegen für alle Kolleginnen und Kollegen, die unbeirrt dort mutig und präzise recherchieren, wo politische Extremisten sie zum Schweigen bringen wollen.

Diesen Preis nehme ich für die Kolleginnen und Kollegen entgegen, die, auch als Blogger, in über 130 Staaten dieser Erde mit jedem gedruckten oder online veröffentlichten Wort die für uns so selbstverständliche Pressefreiheit erst noch etablieren müssen - und dabei mit jedem Buchstaben ihr Leben riskieren, ohne dass wirtschaftlich starke und politisch unabhängige Verlage hinter ihnen stehen.


Die Preisverleihung fand am 2. November 2015 in der Hauptstadtrepräsentanz der Telekom statt. Es gilt das gesprochene Wort. 

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