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Bilanz des 1. Kongresstages Publishers' Summit

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EU-Kommissar Oettinger und FDP-Chef Lindner fordern faire Wettbewerbsbedingungen | Marktpartner stellen sich ihrer Rolle in der Disruption | Format "My Big Point" fokussiert Agenda und Innovation der Medienhäuser

Günther Oettinger (© getty images)

Christian Lindner (© getty images)

Michael Brunt (© getty images)

"Wir wollen ihre ökonomischen Perspektive stabilisieren, wir kämpfen an Ihrer Seite für ein gemeinsames Level Playing Field", betonte Günther Oettinger, EU-Kommissar für Digitale Wirtschaft und Gesellschaft, auf dem VDZ Publishers’ Summit. Ein eigenes Verlegerrecht habe die Argumente auf seiner Seite, deshalb müsse es im Rat mehrheitsfähig werden. Die Werbeeinnahmen der Plattformbetreiber nähmen stetig zu, die Inhalteanbieter profitierten davon nicht im gleichen Maße. Dieser Value Gap müsse geschlossen werden. Die Kreativwirtschaft drohe ihre wirtschaftliche Existenzfähigkeit zu verlieren, mit stabilisierten rechtlichen Rahmenbedingungen muss dies verhindert werden. Kein Plattformbetreiber möchte auf den europäischen Binnenmarkt verzichten, aber dafür müsste auch unsere Regeln eingehalten werden. An diesen Regeln werde mit Hochdruck gearbeitet – Regeln, die für Europäer und alle außerhalb Europas gleichsam gelten: bei der Steuerpflicht, beim Datenschutz und vielen anderen Feldern. Dies sei die Grundlage für fairen Wettbewerb.


Der FDP-Vorsitzende Christian Lindner betonte in seinem Vortrag, faire politische Rahmenbedingungen seien die Voraussetzung dafür, dass Verleger ihre Unabhängigkeit behaupten können. Dem stünden etwa neue Werbeverbote entgegen, die die Refinanzierungsmöglichkeiten einschränkten. Ebenso kritisierte Lindner aktuelle marktwirtschaftliche Fehlentwicklungen der Digitalisierung: Immer mehr wirtschaftliche Macht konzentriere sich in immer weniger Händen. Es sei an der Zeit, dass man endlich die Plattform-Unternehmen ins Visier nehme. Als weiteren Punkt strich Lindner das anachronistische Pressekartellrecht heraus – im Internetzeitalter könne schließlich kein Meinungskartell mehr entstehen; Kooperationsmöglichkeiten von Medienhäusern schafften hingegen Unabhängigkeit. Auch die Expansion des öffentlich- rechtlichen Rundfunks müsse gestoppt werden; Umsatz durch politischen Beschluss gefährde die freie Presse.

Über die Zeitschriftenbranche hinaus standen am ersten Summit-Tag auch andere Unternehmen im Fokus des Kongresses: Hans-Otto Schrader, Vorstandsvorsitzender der Otto Group, und Stefanie Wurst, Leiterin Marketing BMW Group Deutschland, stellten als Marktpartner der Zeitungsverleger ihre aktuellen Herausforderungen vor.

Hans-Otto Schrader schilderte die Notwendigkeit der Otto Group sich mit einem neuen Geschäftsmodell am Markt zu behaupten. Die wichtigste Erkenntnis auf dem Weg dahin war: Ohne Kulturwandel im Unternehmen gebe es keinen Strategieerfolg. Und dieser Kulturwandel müsse individuell erfahrbar sein, gelernt und umgesetzt werden. In dieser Hinsicht könne man zwar sehr gut von Start-ups lernen, dennoch müsse dann jeder seinen eigenen Weg finden. Den Verlegern gab Schrader den Tipp: "Verändern Sie Systeme, dann verändern Sie auch die Menschen." Konkret bedeute dies Silos abzubauen, Wissen und Kreativität zu teilen: "Sorgen Sie dafür, dass es in den Silos Ihrer Unternehmen leerer wird. Teilen bringt eine positive Dividende."

Dass sich die Automobilbranche mitten in einem Transformationsprozess befindet, beleuchtete der Vortrag von Stefanie Wurst. Alle Trendthemen der Digitalisierung betreffen unterschiedliche Ebenen auch bei BMW: Data und Services, Künstliche Intelligenz und Vernetzung, um nur eine paar Beispiele zu nennen.

Das Format "My Big Points 2017", bei dem es kompakt und fokussiert um die strategischen Herausforderungen relevanter Medienhäuser geht, startete am ersten Tag mit den Impulsreferaten von Dr. Andreas Wiele, Vorstand Axel Springer und Philipp Welte, Vorstand Hubert Burda Media.

Dr. Andreas Wiele widerlegte hartnäckige Vorurteile gegenüber dem Leistungsschutzrecht: So sei die Linkfreiheit nicht bedroht. Ebenso werde das Teilen von Inhalten nicht berührt. Verlage hätten im Gegenteil ein besonderes Interesse daran, dass ihr Content verbreitet werde. Auch das Zitatrecht werde durch das Leistungsschutzrecht nicht tangiert. Und wenn man sich andere Branchen wie die Film- oder Musikindustrie ansehe, könne nicht von einer Sonderbehandlung der Verlage gesprochen werden. Verlegerische Rechte schützten Eigentum und Investitionen – daher warb Wiele eindrücklich für das Leistungsschutzrecht.

Philipp Welte hob die starke Dynamik der Digitalisierung hervor – deren Folge seien fragmentierte Märkte. Die Nische sei Publishing 3.0: Höchstautonome Konsumenten würden auf immer mehr Devices in nie gekanntem Maße Inhalte auswählen können. Die daraus entstandenen Friktionen auf den Werbemärkten haben dazu geführt, dass die Spendings dorthin gewandert seien, wo nicht unsere Produkte sind – die Verlage seien mittlerweile im Longtail gelandet. Daher bestehe die Notwendigkeit, mit Ressourcen effizient umzugehen, die Verlage müssten sich in einer neuen Realität verorten und Probleme gemeinschaftlich lösen. Erste Schritte seien auf diesem Weg bereits erfolgt: Marktforschungskompetenzen wurden gebündelt und Allianzen in der Vermarktung geschlossen. Die Verlage müssten auch deshalb stärker zusammenstehen, da große internationale Player Europa zur digitalen Nutzfläche degradiert hätten.

Tiefe Einblicke in aktuelle Trends der Medienhäuser gab Juan Señor, Innovation Media Consulting Group. Michael Brunt, Chief Marketing Officer and Managing Director The Economist, stellte die aktuelle Agenda des Wirtschaftsmagazins vor.

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